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Voll auf Laufdroge

von Michael Littmann

Wenn sich beim Langstreckenlauf ein rauschhafter Zustand einstellt, 
ueberschreitet der Sportler die Grenzen des eigenen Leistungsver-
moegens. Er scheint gedopt, fast schon "high" - er hat das 
"Runner´s High".

Der "zweite Wind"

Den "zweiten Wind" kennen viele Ausdauersportler aus eigener Erfah-
rung: Eigentlich wollen die Muskeln schon die Arbeit verweigern, die 
Luft scheint raus zu sein, und dann mit einem mal laeuft man wie im 
Rausch. Die Schmerzen, die Zweifel sind weg und einem Gluecksgefuehl 
gewichen, das einen die eigene vermeintliche Leistungsgrenze locker 
ueberschreiten laesst. 

Der Koerper produziert sein eigenes Morphin

Dr. Markus Walther, Oberarzt am Koenig-Luwig-Haus in Wuerzburg und 
selbst ambitionierter Marathonlaeufer kennt das "Runner?s High" 
aus eigener Erfahrung: "Beim Sport sorgen koerpereigene Gluecks-
hormone, die Endorphine, dafuer, dass das Schmerzempfinden niedriger 
ist und die Stimmung steigt." weiss der Mediziner. Bei ausdauernder 
sportlicher Belastung wurde in wissenschatflichen Studien vor allem 
das ss-Endorphin gemessen. 

Biochemisch haben Endorphine eine verblueffende Aehnlichkeit mit 
dem Rauschmittel Morphin - allerdings sind sie noch um einiges 
staerker. Die Substanz befreit in kleinsten Mengen von Schmerzen 
und erzeugt eine Art Glueckszustand. "Endorphine versetzen den 
ganzen Koerper in einen kribbeligen Rauschzustand, aehnlich dem 
Gefuehl das man hat, wenn man frisch verliebt ist. Wer das einmal 
erlebt hat, moechte es immer wieder verspueren." schwaermt 
Dr. Walther. 

Das Ausdauersportler in extremen Belastungssituationen besonders 
konzentriert und auch ein wenig apathisch wirken, laesst sich oft 
beobachten. Dieser Rauschzustand bleibt nicht nur Wettkampfsport-
lern beim Rennen vorbehalten. Gerade Hobbylaeufer erleben diesen 
Zustand, da auch sie an ihre Belastungsgrenze gehen - und dies 
sogar recht haeufig, da die Kraftreserven der Freizeitlaeufer ge-
ringer sind und sie oefter auf die letzten Kraftreserven zurueck-
greifen muessen, um das geplante Ziel zu erreichen. 

Laufen macht abhaengig 

Das Laufen gehoert fuer viele Freizeitlaeufer zum Leben wie taeg-
liches Zaehneputzen. Muss das Training aus irgend einem Grund mal 
ausfallen, fehlt etwas - man fuehlt sich unausgeglichen - fast 
schon auf Entzug. Der amerikanische Wissenschaftler William P. 
Morgan stellte Entzugserscheinungen bei verletzten Langstrecken-
laeufern fest, die fuer eine gewisse Zeit nicht trainieren konnten. 

Wer einmal das Erlebnis hatte, einen Marathon oder auch nur einen 
Volkslauf erfolgreich durchzulaufen, der will auf dieses Gluecks-
gefuehl nicht mehr verzichten. Schon wird das naechste Ereignis 
geplant. Der Sportler ist selbst begeistert von seiner immer besser 
werdenden Fitness. 

Laufen belebt den Geist 

Fest steht, dass regelmaessiges Lauftraining einen positiven Ein-
fluss auf die Psyche hat. Therapeuten nutzen mittlerweile das 
koerperliche Lauftraining als Therapie zur Behandlung von psychisch 
Kranken - insbesondere Depressiven. Die wissenschaftlichen Funda-
mente fuer diese Erkenntnis lieferte der in den Staaten forschende 
Wissenschaftler J.H. Greist 1979 in seinen Untersuchungen ueber den 
Einfluss von Lauftraining auf Depressionen.

Nicht nur Endorphin macht high 

Andere Wissenschaftler mochten nicht wirklich an den allein durchs 
Endorphin verursachten Rausch glauben. Die Wissenschaftler Bierhoff 
und Alfermann versuchten, das gesteigerte Wohlbefinden nach sport-
licher Betaetigung psychologisch zu erklaeren. 

In dem einen Ansatz fuehrten sie dieses Hochgefuehl darauf zurueck, 
dass eine Person in einer Belastungssituation eine erfolgreiche 
Bewaeltigungsstrategie eingesetzt hat. Es ging dem Menschen schlecht, 
er schnappte sich die Laufschuhe statt in destruktive Verhaltens-
muster zurueck zu fallen, lief los und allein dies fuehrte zu einer 
positiven, emotionalen Gestimmtheit, die bis zu einer positiven 
Persoenlichkeitsveraenderung fuehren kann. 

Eine andere Moeglichkeit, dass High-Gefuehl zu erklaeren, sehen die 
beiden Forscher in einem kognitiv, also einem die Wahrnehmung betref-
fend, orientierten Ansatz: Das koerperliche Training hilft dabei, 
von Wahrnehmungen abzulenken, die mit negativen Gefuehlszustaenden 
verbunden sind.

Highsein - auf die gesuendere Art 
 
Das "Runner´s High" treibt also Wissenschafler in die Labore und 
Tausende von Laeufern auf die Strecke. Die Frage, ob es sich bei 
dem Laufrausch nun um einen hormonell bedingten Einfluss auf die 
"Psyche" handelt oder ob dieses Wohlgefuehl auf andere Einfluss-
groessen zurueckzufuehren ist, bleibt offen. Der Sportpsychologe 
Dr. Oliver Stoll bezweifelt jedoch, dass sich das "Runner's High" 
auf den Ausstoss von ss-Endorphin und dessen Folgen reduzieren 
laesst. 

Laufen als Substitution

Der Wunsch nach diesem Endorphin-Kick kann durchaus zur Sucht werden 
und damit zur Krankheit. Und in vielen Faellen tritt die Laufsucht 
an Stelle einer anderen Sucht. So verwundert es nicht, dass viele 
Ausdauerathleten, die im Extrembereich trainieren, frueher drogen-
abhaengig waren. Der amerikanische Marathonlaeufer und Buchautor 
Richard Benyo tauschte die Abhaengigkeit von Alkohol und Zigaretten 
gegen die Laufsucht ein. Als medizinische Ursache fuer diese Abhaen-
gigkeit werden die Endorphine genannt. Aus Sicht von Psychologen, 
handelt es sich um eine soziale Vermeidungsstrategie bei Menschen, 
die unfaehig sind, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Training 
statt Problemgespraeche. 
 
Selbsttest bringt die Loesung

Bei allen offenen Fragen bleibt doch die Tatsache, dass Laufen das 
Lebensgefuehl steigert und den Laeufern ein voellig legales und 
dazu noch gesundheitsfoerderndes Rauscherlebnis spendiert. 

Wer jedoch das Gefuehl hat, dass Laufen fuer ihn zu einer Sucht 
geworden ist, die seine zwischenmenschlichen Beziehungen belastet, 
sollte sich an eine Beratungsstelle wenden. 

Quelle: http://www.freenet.de/freenet/fit_und_gesund/fitness/laufen/
        runnershigh/index.html

73 de Hans!

PS: Ich bin selbst seit mehr als 20 Jahren Freizeitjogger (kein 
Marathonlaeufer!) und ich glaube kaum, dass ich so einfach darauf 
verzichten koennte... ;-)

- DHH841 - Hans - Weng JN68EP - Sysop der DBO841 - eMail: dhh841@freenet.de -



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