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DBY314 > WISSEN 23.03.05 18:03l 88 Lines 4569 Bytes #999 (0) @ DEU
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25 Jahre Sommerzeit
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Seit 25 Jahren gibt es die Sommerzeit und seit 25 Jahren wird
ueber die Sommerzeit gestritten. Das urspruengliche Ziel Ende
der 70er Jahre, dadurch Energie zu sparen, wurde bekannterweise
nicht erreicht. Und so haben Befuerworter und Gegner wenigstens
einmal im Jahr die Moeglichkeit, sich ueber den Sinn oder Unsinn
der Umstellung auszulassen - und darueber nachzugruebeln, ob die
Uhr nun vor- oder zurueckgestellt wird.
"Summertime - and the living is easy." Die Sommerzeit verleiht
dem Leben Leichtigkeit. So jedenfalls sieht es der weltberuehmte
Song von George Gershwin. Diese Bedeutung verbindet hier zu
Lande nicht jeder mit dem Begriff Sommerzeit. Wenn in der Nacht
von Karsamstag auf Ostersonntag die Zeit wieder umgestellt wird,
setzen die alljaehrlich wiederkehrenden Mutmassungen wieder ein:
Ist die Uhr nun eine Stunde vor- oder im Gegenteil zurueckzustel-
len? Die Zweifel sind nicht auszurotten, obwohl die Sommerzeit
die Buerger der Bundesrepublik Deutschland nun schon 25 Jahre
lang begleitet, seit dem 6. April 1980.
Genau genommen reicht die Geschichte der Sommerzeit bis ins Jahr
1783 zurueck, als der amerikanische Universalgelehrte Benjamin
Franklin empfahl, durch eine Zeitumstellung Kerzenlicht einzuspa-
ren - ein Vorschlag, der zunaechst ueber 130 Jahre unberuecksich-
tigt blieb. Erst im Jahr 1916 wurde im Deutschen Reich die welt-
weit erste Sommerzeit eingefuehrt, die dann aber bereits nach drei
Jahren wieder abgeschafft wurde. Zwischen 1940 und 1949 gab es in
Deutschland dann noch eine kriegsbedingte Sommerzeit, die in der
"Hochsommerzeit" des Jahres 1947 ihren Hoehepunkt erreichte, als
die Uhren zwischen dem 11. Mai und dem 29. Juni sogar um zwei
Stunden vorgestellt wurden. Bei all diesen Massnahmen hatten
volkswirtschaftliche Interessen eine wichtige Rolle gespielt. Und
sie waren es auch, die Ende der 70er Jahre die Wiedereinfuehrung
der Sommerzeit bestimmten.
Die OElkrise und das damit verbundene Bewusstsein der Begrenztheit
der weltweiten Energiereserven waren in dieser Zeit ein vorrangiges
Thema der Politik. Neben der erhofften Energiespareffekte war fuer
Deutschland aber auch die Anpassung an die Nachbarlaender ein vor-
rangiges Ziel der Zeitumstellung, welche 1978 gesetzlich festgelegt
wurde. Schon wenige Jahre nach der Einfuehrung konnte nachgewiesen
werden, dass das mit der Sommerzeit verfolgte Ziel der Energieein-
sparung nicht erreicht wurde. Zwar wird erwartungsgemaess an der
Abendbeleuchtung gespart, zugleich aber steigen die Aufwendungen
fuer die morgendliche Beheizung der Wohnungen, so dass die Energie-
bilanz der Reform eher negativ ausfaellt. Trotzdem stoesst die Som-
merzeit bei der Mehrheit der Bevoelkerung auf Akzeptanz. Man ge-
niesst einfach die laengere Helligkeit an Sommerabenden.
Unumstritten war die alljaehrliche Zeitumstellung jedoch nie, und
daran hat sich bis heute nicht viel geaendert. Ihre Gegner fuehren
ins Feld, die Anpassung an den neuen Tagesrhythmus dauere mehrere
Tage, sei gesundheitsschaedlich und verringere die Produktivitaet.
Sie verweisen darauf, dass sich in der Zeit kurz nach der Zeitum-
stellung regelmaessig mehr Autounfaelle als sonst ereignen. Auch
werde die Landwirtschaft nachhaltig geschaedigt: Die Milchkuehe
naemlich benoetigten jeweils ein bis zwei Wochen, um sich auf die
neuen Melkzeiten einzustellen.
Allein in Deutschland gab es bisher drei verschiedene Initiativen
von Sommerzeitgegnern, die der Zeitumstellung als einem "als Wohl-
tat maskierten uebel" den Kampf angesagt haben und dabei auch vor
harten persoenlichen Konsequenzen nicht zurueckschreckten. So
schickte eine Mutter im Allgaeu ihre Kinder zur selben tatsaechli-
chen Zeit in die Schule wie vor der Umstellung - wie tolerant die
Schulleitung auf die regelmaessigen Zu-spaet-Kommer reagierte, ist
nicht bekannt.
Derartige Initiativen duerften jedoch in Zukunft weniger denn je
von Erfolg gekroent sein, ist die Durchfuehrung der Sommerzeit
mittlerweile doch laengst europaweit geregelt: Im Jahr 1994 wurden
die in der Europaeischen Union bis dahin geltenden unterschiedli-
chen Sommerzeitregelungen vereinheitlicht, was fuer Deutschland zur
Folge hatte, dass die Sommerzeit seit 1996 nicht bereits Ende Sep-
tember, sondern erst am letzten Sonntag im Oktober endet. Diese
Regelungen gelten fuer unbestimmte Zeit. So widersinnig es also -
rein jahreszeitlich betrachtet - klingen mag: Ein Ende der Sommer-
zeit ist nicht abzusehen!
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