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Nachfolgend der Kommentar von Horst Garbe, dem seit 1975 aktiven CB-Funker
und Funkfachjournalisten, zum Thema 12 Watt SSB, veröffentlicht auf seiner
Web-Seite http://www.horst-garbe.de
Dem Fortschritt in Deutschland keine Chance – bloß kein 12 Watt SSB!?
Ein Kommentar von Horst Garbe
Einseitenbandmodulation war die technische Revolution in der
Sprachübertragung per Funk, die bis dahin nur per Amplitudenmodulation
stattfand. Bereits in den dreißiger Jahren entwickelt erreichte SSB (Single
Side Band), der Einseitenbandfunk mit unterdrücktem Träger, in den sechziger
Jahren seinen Siegeszug durch den kommerziellen Funk (See- und Flugfunk) über
den Amateurfunk bis hin zum zunächst nur amerikanischen CB-Funk. Die Vorteile
sind eine effizientere Leistungsausbeute und vor allem die weitaus geringere
zu belegende Bandbreite des Sendesignals gegenüber AM oder der sehr
breitbandigen Frequenzmodulation (FM). Erst im Jahre 2002 (!) durften
deutsche CB-Funker am Fortschritt teilhaben und mit dem hierzulande auf 4 Watt
gestutzten SSB arbeiten. Der Weltstandard liegt indes bei 12 Watt – und die
sollen jetzt endlich auch in Deutschland und Europa kommen. äPrima!“ möchte
man meinen, doch eine mehr als seltsame Diskussion um die 12 Watt hat die
CB-Funk-Welt ereilt.
Zahlreiche deutsche CB-Funk-Institutionen, wie die äArbeitsgemeinschaft Funk“
(AFD) oder die äDeutsche CB-Funk-Organisation“ (DCBO) haben sich für den
technischen Fortschritt ausgesprochen und befürworten die 12 Watt Regelung.
Andere Institutionen, so der Deutsche Arbeitskreis für CB- und Notfunk“
(DAKfCBNF) hinterfragen den Sinn einer Leistungserhöhung. So heißt es unter
anderem, dass die Befürwortung der Leistungserhöhung im Vordergrund stehe,
äjedoch jede Beeinflussung durch elektromagnetische Wellen in diesem
Frequenzbereich auf sicherheitsrelevante Geräte minimiert werden solle. Es
sollte daher geprüft werden, ob eine Leistungserhöhung im europäischen Raum
sinnvoll ist“. Franz Ahne stellt zudem als Grund für die Leistungserhöhung
die größere erzielbare Reichweite bei LKW-Fahrern heraus (woher auch immer
diese Ansicht stammt), um in einem Atemzug die Realität zu nennen: LKW-Fahrer
funken nämlich vorwiegend in FM und AM. Tatsache aber ist, dass es schon seit
Jahrzehnten in den USA die lang erprobte 12 Watt-CB-Funktechnik gibt – also
nichts Neues ist. In Deutschland müssen aber die Geräte von den Herstellern
beziehungsweise ihrem deutschen Vertrieb auf die deutsche Norm zurückgebaut
werden. Letztendlich Kosten, die der Verbraucher, also Gerätekäufer, tragen
muss! Nun mag man mitunter zu Recht argumentieren, dass CB-Funkgeräte im
Vergleich mit Amateurfunkgeräten nicht immer die Hochwertigsten sind und
daher bei den Endstufen auf aufwändige Oberwellenfilter verzichtet wird.
Andererseits ist die Technik auch im CB-Funk nicht stehen geblieben und
moderne Funkgeräte sollten die meist für Störungen verantwortlichen
Oberwellen durch entsprechende Filter in Ihre Schranken verweisen.
Der Ehrenvorsitzende des DAKfCBNF, Franz Ahne, sieht sich aus seiner
beruflichen Position als Fahrlehrer dazu veranlasst, auf gravierende
Gefährdungen des Straßenverkehrs durch eine Leistungserhöhung und SSB zu
verweisen. Zum Einen könnten die 12 Watt die Bordelektronik stören, zum
Anderen die äaufwändigere“ Bedienung bei SSB (Clarifier) den Autofahrer von
seinem fahrerischen Tun ablenken. (Bei der derzeitigen Regelung von vier Watt
stellt dies seltsamerweise kein Problem dar.) Daher, so Ahne gegenüber der
entsprechenden CEPT-Arbeitsgruppe, sollte diese dem Unterfangen der 12 Watt
nicht zustimmen. Er stimmt damit gegen seinen eigenen Verband! Dieser hatte
in seiner Stellungnahme darauf hingewiesen dass die Befürwortung für die
Leistungserhöhung von vier auf 12 Watt in der Betriebsart SSB im Vordergrund
steht. Ob nach dieser Logik nun auch Navigationsgeräte, Autoradios, mobile
Telefone und anderes mehr aus Fahrzeugen verbannt werden? Und das in den USA
die meisten Verkehrsunfälle wegen unaufmerksamer mobiler CB-Funker
stattfinden, davon ist zumindest mir nichts bekannt!
Die äDeutsche Funkallianz“ (DFA) informiert in einer mehrseitigen
Stellungsnahme durch Mathias Czaya unter dem Titel äEinwände gegen die
Erhöhung der CB-Funk-Leistung auf 12 Watt“. Interessanterweise wird in einem
auf der DFA-Webseite veröffentlichten Tondokument genau das Gegenteil
behauptet: Die DFA habe sich nie gegen eine Leistungserhöhung in SSB
ausgesprochen, vielmehr habe man nur auf die Störproblematik verwiesen, sich
jedoch nicht gegen die 12 Watt gestellt. Gleichzeitig spricht die DFA in
ihrer Stellungsnahme davon, dass das europäische Normungsinstitut ETSI die
Ungefährlichkeit von CB-Funkgeräten mit 12 Watt SSB und die Vereinbarkeit mit
Haushaltselektronik nachweisen solle. Interessanterweise macht sich die DFA
hier die Wortwahl der Mobilfunkgegner zu eigen und suggeriert
äGefährlichkeit“ des CB-Funks. So kann man den ohnehin in Deutschland nicht
mehr so hell leuchtende Stern des CB-Funks natürlich ganz zum Erlöschen
bringen. Denn eine Antennengenehmigung erhält wohl kaum jemand, der
ägefährlichen Funk“ betreibt. Ist es das, was die DFA in Ihrer
Internetpräsenz meint: äDFA - Für alle, die dem CB-Funk neue Impulse geben
wollen...“
Als Hauptkritikpunkte gegen die 12 Watt Sendeleistung werden
elektromagnetische Störungen angegeben, wie angeblich störbare per Funk
betriebene Baustellenampeln, elektronische Geräte im Haushalt, Fernsehempfang
im Band I, Videogeräte und Fernsehdekoder und anderes mehr. Auch ich muss
ehrlicherweise eingestehen, dass es in Ausnahmefällen zu Störungen kommen
kann – keineswegs aber muss, wie einem von den Kritikern suggeriert wird. Ich
bin der Auffassung, dass der Funkmessdienst keinesfalls alle paar Tage wegen
des Einsatzes gegen 12 Watt Störungen Massenrechnungen gegen CB-Funker
ausstellen wird. Meiner Meinung nach erfolgt hier eine absolute Überbewertung
der 12 Watt-Einführung, die aber mehr zum Schaden des Rufes des CB-Funks, als
zum Positiven gereicht. Denn eines ist klar, kommt es in einem Härtefall
wirklich mal zu Störungen, wird der Betroffene mit Freuden darauf hinweisen,
dass ja die CB-Funker sich selbst schon für die Störungen von vorne herein
als schuldig erklärt haben und nicht etwa mangelnde Abschirmmaßnahmen der
Unterhaltungs- und Computerindustrie die Schuld geben.
Die meisten CB-Funker betreiben ihre Funkanlagen mobil oder an Hochantennen.
In beiden Fällen geht die Sendeleistung meist ausreichend entfernt von
möglichen zu störenden Geräten vorbei beziehungsweise erreicht an den Geräten
minimale Feldstärken. Natürlich kann es in Ausnahmen zu Härtefällen kommen,
bei denen sich Störer und Gestörter entgegenkommen sollten. Dabei weis
Mathias Czaya als Funkamateur, dass man allein schon mit Ferritkernen sowohl
bei Lautsprecherzuleitungen als auch bei Computerkabeln (sofern sie nicht
ohnehin schon mit Klappferriten versehen sind) schnell Abhilfe schaffen kann.
Auch das durch die dritte Oberwelle der CB-Funkgeräte so problematische
Fernsehband I spielt kaum eine Rolle mehr, da im Rahmen der bundesweiten
Digitalisierung des terrestrischen Fernsehens auf den für uns CB-Funker so
risikoreichen Frequenzen nicht mehr gesendet wird. Letztendlich werden sich
in Härtefällen die Störungen auf sogenannte Direkteinstrahlungen in das
gestörte Gerät beziehen, da Kabel- und Satellitenfernsehempfang Störungen
eher entgegenwirken als umgekehrt.
Auch wird auf die Power-Line-Communication (PLC) Problematik verwiesen. Hier
ist mein Standpunkt klar, die Kurzwelle wird von PLC gestört (siehe als
dramatisches Beispiel den Raum Mannheim), weshalb ich schon vor Jahren den
CB-Funkverbänden nahegelegt hatte, sich mit der Kurzwellenradiovereinigung
ADDX und dem Deutschen Amateurradio Club (DARC) zusammenzutun, um gemeinsam
gegen PLC vorzugehen. Denn nicht wir stören PLC – PLC stört uns!
Offensichtlich scheint diese Problematik aber die CB-Funkverbände kaum zu
interessieren.
Abschließend sei zu bedenken: Die USA betreiben 12 Watt SSB seit Jahrzehnten,
das Land wurde keineswegs in ein elektromagnetisches Chaos gestürzt.
Polemisch ausgedrückt: Kein Computer ließ Raketen unkontrolliert starten oder
Spaceshuttles im Acker landen. Und nicht anders bei den 350.000 Funkamateuren
in Europa, davon rund 75.000 in Deutschland, die immerhin im Durchschnitt mit
100 Watt (!) in SSB senden. Wenn also die Problematik der elektromagnetischen
Verträglichkeit wirklich so groß wäre, wie bei den 12-Watt-Kritikern
hochgespielt, dann müsste es schon längst zehntausende Prozesse bei den
Funkamateuren gegeben haben und Deutschland langsam aber sicher dem Tod des
privaten Funks entgegensiechen. Will man der Diskussion trotz aller
Widrigkeiten etwas Positives abgewinnen, dann kann es nur das sein, dass die
CB-Funk-Gerätehersteller in ihren Senderausgangsstufen hochwertige
Entstörfilter als Oberwellenbremse installieren und man die Unterhaltungs-
und Computerindustrie in ihre Verantwortung einer ordentlichen Abschirmung
ihrer Anlagen nimmt. Keinesfalls aber kann die Ablehnung von 12 Watt SSB im
Vordergrund stehen – weil andere nicht ihre Hausaufgaben gemacht haben!
Horst Garbe, DFI 363
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